Mein Rezept für ein gesundes Leben als Schmuck-Designerin mit Online-Shop

Es ist anstrengend - weitaus anstrengender, als sich viele Menschen vorstellen können - das selbstständige Arbeiten. Denn alle Kraft sich selbst zu organisieren und zu motivieren muss aus einem selbst erfolgen. Der Segen, keinen Chef und nervige Kollegen zu haben, ist also auch eine der größten Herausforderungen.

Hinzu kommt bei uns Goldschmieden eine meist sitzende Tätigkeit. Fast ständig mit Anspannung im Oberkörper, um die Werkzeuge beim Sägen, Feilen, Bohren sauber führen zu können. Strahlender Sonnenschein ist auch Fehlanzeige - das Metall reflektiert viel zu sehr. Daher sind Goldschmiede-Werkstätte eher mit künstlichem Licht erleuchtet.
Was mich zum bei älteren Goldschmieden sensiblen Thema der Augen kommen lässt. Die Anzahl an Lupen und Mikroskopen hilft, der Altersweitsichtigkeit entgegenzuwirken. Dafür führen diese aber wieder zu steifen Körperhaltungen beim Arbeiten.
Steif im Nacken - Steif im Kopf.

Was sind meine Tricks, um zu diesem Druck und der Anstrengung im Schmuck-Designer-Leben mit Online-Shop einen Ausgleich zu schaffen?

 

Für genügend Ausgleich, also Zeit ohne Arbeit sorgen - wenn es sein muss, mit Tricks:

Mein allererster Weg aus einem Leben als Workaholic war schon im letzten Studienjahr, mir einen Hund zuzulegen.

Kurz vor dem Diplom merkte ich, wie sehr ich mich in der Arbeit verstricken konnte. Von Morgens bis Abends war ich in der Werkstatt, den Schreibtisch im Nachbarraum, das Schlafzimmer im Nachbarhaus. Damit ich in der Diplomzeit einen Grund hatte, mich auch einmal draußen und am Meer zu bewegen, holte ich mir meinen ersten Harzer Fuchs.
So ein Hund hat ja eine eingebaute Automatik, die oft lapidar mit Gassigehen beschrieben wird. Aber ein Hund ist eben immer ganz im Augenblick. Der grübelt und zerdenkt nicht, sondern verlangt hier und jetzt meine Aufmerksamkeit. Wenn nötig, kann er das auch mit Nachdruck am Werktisch einfordern.

Jetzt will der Hund raus - egal, was die Goldschmiedin noch zu tun hat!

 

Womit wir schon beim zweiten Tipp sind: Natur und Bewegung als einfache Therapie nutzen:

Bewegung in der Natur ist für mich existenziell. Zum einen, um in der Verbindung mit dem Jahreslauf zu bleiben. Aber auch das Laufen hat eine therapeutische Wirkung. Nicht nur, weil ich dabei körperlich fit bleibe, sondern auch weil dieses rhythmische Bewegen eine tiefgreifende Regeneration bewirkt.

Oder ich greife mir meinen Hula-Hoop-Reifen und mache einen Mini Workout neben der Werkstatt im Garten. Für zwei Minuten den Kopf frei bekommen und gleichzeitig etwas für die Verspannungen im Rücken und Nacken tun. Goldschmiede Gymnastik sozusagen.

Auf der anderen Seite ist es für mich wichtig, mir Zeit zu nehmen, um nichts Produktives zu tun. Faul auf der Couch abhängen oder Spiele spielen. Die Entspannung in der Sinnlosigkeit von Tätigkeiten finden.

Wundervolle Entspannung finde ich in der Musik - und in Geschichten aus aller Welt.

Insbesondere die Harfe hat diese Wirkung auf mich. Es gibt inzwischen Studien, dass das die Obertöne der Harfenklänge eine direkte Wirkung auf den menschlichen Körper haben. Aber für mich ist es vor allen Dingen, die Faszination dieses so schönen Instruments. Und der Umstand, dass man dazu singen kann, was aber leider gar nicht so einfach ist. Aber das ist ein anderes Thema.
Fest steht - Musik machen, egal wie kurz oder gut, macht ebenfalls meinen Kopf frei.

In der Werkstatt steht meine Musikanlage und all meine Kassetten, Platten und Cds. Und natürlich ein Radio - die Verbindung zur Welt. Gerade die Verbindung von Berichten, Nachrichten und die von Anderen ausgesuchte Musik schafft es, mich zu erden. Mich nicht in meinem Scheuklappen-ähnlichen Werkbrett zu verschanzen.

Und wenn die Nachrichten zu schrecklich werden, kann auch ein Podcast oder ein Hörspiel helfen, auf andere Gedanken zu kommen. Und mir lange Routinearbeiten versüßen.

Mein erster Stand auf dem weihnachtlichen Mittelaltermarkt 2004 in München

Auch wenn Schmuck-Design mein Leben ist - trenne ich Hobby und Berufung.

Im Laufe der Jahre wurde mir klar, wie wichtig es ist, nicht jeden Teil meiner Interessen und Hobbys zur Geldeinnahme-Quelle zu machen.

Dies merkte ich auf einem Mittelaltermarkt. Ich hatte drei Jahre lang einen Schmuckstand auf einem mittelalterlichen Weihnachtsmarkt. Der Markt war in München, wo ich auch wohnte. So konnte ich jeden Abend nach Hause. Als ich jedoch im Sommer auf einem Mittelaltermarkt einen Stand hatte, strengte mich das fürchterlich an. Wohin mit meinem Schmuck? Darf ich jetzt einfach feiern gehen? Muss ich jetzt früh schlafen gehen, damit ich morgen wieder fit bin? Es unterschied sich so sehr von meinem normalen Besuchen auf Mittelaltermärkten, dass ich keinen Spaß mehr an dem Markt hatte. Das war das Ende von meinen Schmuck-Marktständen.

 

Erfolg klug und angepasst sichtbar machen.

Die To-do-Liste eines Selbstständigen hat eigentlich nie ein Ende. Zudem fallen mir immer wieder neue Dinge ein, die ich tun kann oder will. Und dann sind meine überbordenden Ideen und Entwürfe für Schmuck und andere kreative Arbeiten endlos.

Da kann es schon mal vorkommen, dass ich das Gefühl habe nicht genug geschafft zu haben. Immer wieder muss ich mich daran erinnern, was ich für Erfolge hatte. Aufschreiben von Done-Listen oder Fotos helfen mir hier.
Und wenn der Blick auf Erfolge nicht alleine reicht, dann schaue ich mir super gerne die Zeitblöcke an, die ich gearbeitet habe. Egal wie viel dabei herausgekommen ist, ich war sozusagen auf der Arbeit, so wie jeder Angestellter auch. Verrückt oder, aber mir hilft es sehr, zufrieden mit mir zu sein.

 

Ich suche mir meine Traum-Kollegen aus - Freunde und mein Business-Buddy ergänzen mein Netzwerk.

Ein nächster sehr wichtiger Punkt sind meine Schmuck- und andere kreative Kollegen, die ich online treffe. Sich auszutauschen, über ähnliche Probleme zu reden, sehen was die anderen für wundervolle Sachen arbeiten, all das hilft mir, meine Motivation zu erhalten. Es ist so unglaublich hilfreich zu wissen, dass man nicht alleine ist.
Wir sitzen im selben Boot, obwohl ich hier zu Hause alleine arbeite. Überall auf der Welt gibt es kreative Menschen, die wie ich, die die Welt zu einem schöneren Platz machen. Manchmal im ganz Kleinen und manchmal im Großen. Die meisten habe ich noch nie persönlich gesehen. Dennoch bin ich mit so vielen herzlich verbunden.

Aber natürlich habe ich auch Freund*innen, die ich echt und live besuchen kann: Hundemenschen und mein Business Buddy. Bei letzterem habe ich wirklich Glück, dass wir so nahe zusammen wohnen. Ich brauche da nicht viele Kontakte. Aber die, die ich habe sie mir sehr wertvoll. Wichtig ist es vielleicht, dass ich hier nicht von Jedem alles erwarten kann. Anders als meine Online-Kollegen fehlt oft genug das Wissen um meine speziellen Probleme.

Ein ungewöhnlicher Tipp ist meine Begeisterung für das sinnvolle Lernen.

Unsere Welt und auch das Online-Business entwickelt sich so fürchterlich schnell. Und auch wenn ich denke, dass man nicht auf jeden Zug aufspringen muss, so merke ich, dass ich mein Interesse an dem Internet nur behalten kann, wenn ich auch die neuen Sachen ausprobiere. Oder wenn ich ab und zu einen Online-Kurs besuche.
Wohl dosierte Weiterbildung in eigener Verantwortlichkeit. Ja, vielleicht hilft das auch keine alte Schachtel zu werden, wer weiß?

 

Zu guter Letzt eine Binsenweisheit: Genug Schlaf ist existenziell.

Ja, das wissen alle! Nur ausgeschlafen können wir gut arbeiten und leben. Doch ist es nicht so einfach, denn mit festen Schlafzeiten und weniger Weggehen am Wochenende ist es nicht getan.
Leider war ich lange in der blöden Situation, dass ich zwar wunderbar einschlafen konnte, aber nach ein paar Stunden aufgewacht bin. Dann begann das Grübeln, das Rumwälzen, auf den Wecker schielen, müde sein und doch nicht wieder richtig einschlafen zu können. Viel habe ich probiert, um mir zu helfen:
Lesen, bis ich noch müder wurde. Meditieren mit einer kleinen rhythmisch leuchtenden Lampe. Pflanzliche Tabletten zur Beruhigung, bis ich tagsüber mit frischem Lavendel-Geschmack aufstoßen musste. ;-) Früher oder später schlafen gehen.

Alles hat etwas geholfen. Aber der richtige Durchbruch begann, als ich aufhörte, mich über das Wachsein zu ärgern. Denn ich lese gerne, wann ist doch egal. Auch döse ich gerne morgens noch etwas im warmen Bett, also warum nicht auch Nachts um 4.00? Ich bin selbstständig - ich kann also meine Arbeitszeit anfangen, wann ich will. Dann mache ich einfach abends etwas länger, wenn ich meinen Schlaf morgens nachholen musste.
Seitdem ich diese ungeplanten Wachphasen als eine weitere Zeit sehe, die ich nutzen kann, verschlafe ich sie sehr oft. Das ist schon etwas verrückt, oder?

 

Ziemlich sicher hast du dich in dem einen oder anderen Punkt wieder gefunden. Ich glaube, wir Menschen haben unabhängig von unserem Beruf immer ähnliche Anzeichen von Stress. Und auch ähnliche Wege, diesem auf gesunde Art zu begegnen.

Was machst du, um deine seelische Gesundheit zu fördern?

Dieser Artikel ist Teil der Blogparade „Psychische Gesundheit im Online-Business“ von Sara Menzel-Berger, der Technikelfe! Du kannst auch noch bis zum 22. Mai 2022 mitmachen!